Vorstellung der Schneidertraditionen Europas – Französisch. Der dritte Teil unseres Stilguide lässt Sie die schneiderlichen Details der Tradition Frankreichs erkennen. Ein französischer Anzug drückt vortrefflich Eleganz mit Hang zur Perfektion aus.
In unserer kleinen Stilguide-Serie für Anzüge haben wir ja bereits ein Schlaglicht auf die britische und italienische Anzug-Schule geworfen. In diesem Blogbeitrag werden wir eine weitere „Grand Nation“ vorstellen und blicken zu unserem westlichen Nachbarn – Frankreich. Auch ein französischer Anzug verkörpert sinnbildhaft eine ganz eigne Lebensart.
In den ersten beiden Teilen unserer kleinen Stilguide-Serie wagten wir zur Einleitung einen kleinen Ausflug ins politische Geschehen der beiden Länder bzw. versuchten einen Zusammenhang zwischen den politischen Akteuren und unserem Sujet, dem Anzug, herzustellen. Weil wir Freude am Bewahren guter Traditionen haben, wollen wir auch dieses Mal nicht darauf verzichten, einen Brückenschlag zu Frankreich zu finden. Der französische Staatspräsident und seine allzeit adrette Gattin, la première dame Brigitte stechen modetechnisch aus der europäischen Politikerklasse im positiven Sinne hervor. Emmanuel Macron trägt dabei keineswegs (wie man aufgrund seiner exponierten Stellung erwarten dürfte) Werke eines der großen Pariser Maßschneider, sondern Werke vom Atelier Jonas & Cie. Auch seine Frau Brigitte, welche als Lehrerin tätig und ein Vierteljahrhundert reifer als ihr Gatte ist, brilliert auf- und abseits des roten Teppichs durch ihre Eloquenz und modisches Fingerspitzengefühl.
Alldieweil: keines der von beiden getragenen Kleidungsstücke bestimmte zuletzt die Schlagzeilen. Diese Ehre gebührt unstrittig einem in der Herrenmode elementaren Stück, welche sich zuletzt zuhauf auf Frankreichs Straßen und Plätzen wiederfand. Die Sprache ist natürlich von der Weste, welche in diesem Fall gelb und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weder maßgeschneidert noch französischer Nähstube entstammt. Wie aber sieht ein Anzug aus, der die beiden vorgenannten Kriterien erfüllen würde? Im Gegensatz zum englischen und italienischen Pendant ist die Frage gar nicht so leicht zu beantworten.
Unserem bisherigen Ansatz folgend, werfen wir am besten zunächst einen Blick auf die verwendeten Tuche französischer Anzüge. Da das kontinentale Wetter im Jahresverlauf durchaus zu Schwankungen neigt, passt sich auch die Tuchwahl den Gegebenheiten an. Sieht man auf den Straßen von Paris, Marseilles oder Toulouse damit auch einen bunten Mix aus Tweed, Walkwolle und schwerem Flannel, für die kalten bzw. Fresco, Mohair und Leinen für die warmen Tage. Nicht anders trägt es sich sprichwörtlich in unseren heimischen Gefilden zu – wenn das nicht gelebte europäische Einheit ist! Wenn schon nicht beim Tuch, wohl aber bei der Schulter– und Reversform gibt es tatsächlich distinktive Unterschiede, welche einen Anzug aus Frankreich unzweifelhaft „französisch“ machen.
Als Exponent für die Interpretation der französischen Schulter, möchten wir auf das von Cousins Massimo und Lorenzo betriebene Etablissement in der Rue Marbeuf, Frankreich verweisen und deren gefertigte „Cifonelli“-Schulter. Welche sich optisch Richtung Brustpartie des Sakkos neigt und fast pagodenhafte Züge trägt. Zusammen mit dem hoch sitzenden Armloch und der kaum wattierten / strukturieren Schulter ergibt sich so eine Form, bei der der Ärmelansatz der Form einer Zigarette nachempfunden ist. Echte Modekenner, zu denen nicht zuletzt auch Karl Lagerfeld zählte, erkennen diese Schulter und deren Macher noch aus 100m Entfernung.
Das andere, optisch etwas einfacher zu erfassende Detail betrifft die Ausführung der Crochet-Naht: diese wird in Frankreich oftmals so ausgeführt, dass sich daraus optisch eine Art „Fischmaul“ ergibt. Dabei wird die vom Hals kommende Kragennaht leicht schräg angesetzt, während der vom Revers herlaufende Abschluss nahezu waagrecht ist. Die Reversbreite ist dabei, ganz wie eine in modischer Einigkeit geschlossene Entente Cordiale, weder besonders schmal noch besonders breit.
Die restlichen Details des Jacketts (Taschenform, Knopfstellung, etc.) entsprechen hierbei ebenfalls englischen Gepflogenheiten – was nicht unbedingt auch für die Hosen gilt. Diese entsprechen in Stil und Formgebung eher ihren italienischen Pendants – sie werden etwas kürzer und enger getragen. Daher werden auch Bundfalten eher selten tragen.
Hat Ihr geistiges Auge Schwierigkeiten, den französischen Anzug erscheinen zu lassen, grämen Sie sich nicht: vom legendären Pariser Modeschöpfer Hubert de Givenchy existiert ein Bild, welches ihn Arm in Arm mit Audrey Hepburn am linken Ufer der Seine zeigt und wunderbar veranschaulicht, welch zurückhaltende Eleganz mit Hang zur Perfektion ein Anzug aus Frankreich zeigen kann, für den das Wort „chic“ geradezu sinnbildlich ist.
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