Die 96te Ausgabe der Pitti Uomo Immagine ist Geschichte – was bleibt, sind die vielen Eindrücke und Trends der weltweit bekanntesten Modemesse. Wir haben für Sie kurz und knapp die wichtigsten Trends zusammengefasst.
Wer annimmt, die klassischen Herrengarderobe unterläge einem strengen Kanon ästhetischer Grundprinzipien, liegt sicher nicht ganz falsch – und trotzdem gibt es auch in ihr saisonal zu beobachtende, an- und abschwillende Trends. Dazu zählen diesen Sommer definitiv braune Anzüge, die in allen Schattierungen daherkommen. Sei es in Form eines Solaro, welcher mit rötlichen Akzenten einen Hingucker bietet, als offen gewobenes Fresco-Tuch für die bessere Luftzirkulation oder im edel-knittrigen tabakfarbenen Leinen: jeder modebewusste Mann sollte einen Anzug dieser Farbe im Schrank haben. Wenn dann noch die gesunde Bräune aus dem Italien-Urlaub oder vom heimischen Golfplatz dazu kommt, sind ihm die Herzen und Augen nicht nur eingefleischter Männermode-Fans, sondern vielleicht auch der ein oder anderen Dame sicher.
Bilder von Charles Yang, IG: @littlefatyaa
Ob man es nun gutheißt oder nicht: der Einfluss militärischer Bekleidung auf die zivile Ausstattung des gepflegten Mannes ist unbestreitbar. Zur sartorialen Freizeit-Grundausstattung gehört dabei auch seit weit mehr als 150 Jahren die Safari-Jacke – die diesen Sommer auch auf der Pitti in vielerlei Ausprägung präsentiert wurde. Ihr militärischer Ursprung lässt sich dabei ganz leicht an den Schulter-Epauletten festmachen. Klassischerweise wird dieser Jacken-Hybrid aus leichtem Baumwolltwill oder Popeline gefertigt, mit drei bis sechs Frontknöpfen geschlossen und hat 4 aufgesetzte Taschen mit Patte. Oftmals, aber nicht zwingend, kann diese zusätzlich mit einem Gürtel, der vor der Taille geknotet wird, getragen werden, um so die angestrebte V-Form des männlichen Oberkörpers zu betonen. Und für jeden Amateur-Geheimagenten ist diese sowieso die beste Wahl: nicht zuletzt der Lieblingsspion Ihrer Majestät, James Bond, machte die Safari-Jacke in Filmen wie „Der Mann mit dem goldenen Colt“, „Moonraker“ oder „Octopussy“ salonfähig. Kein Wunder, ist diese doch an Vielseitigkeit und sportlicher Eleganz kaum zu schlagen.
Was haben Pfadfinder, Mitglieder des französischen Königshofs und Soldaten aus Heer, Luftwaffe und Marine gemeinsam? Neben dem vermeintlichen Hang zu Grüppchenbildung und Herdentrieb, ist es das Tragen von Halstüchern. Während das dreieckige Stück Stoff für die erstgenannten Teil der „Uniform“ ist, setzt der moderne Mann dies bewusst als Hingucker in Szene. In dem Maß, wie das Quecksilber als Hitze-Indikator aufsteigt, sinkt das Tragevergnügen einer Krawatte langsam, aber stetig Richtung Nullpunkt. Stilbewusste Männer, die dennoch nicht auf die Bedeckung ihres Hemdausschnitts und Halses oder das Setzen eines modischen Ausrufezeichens verzichten möchten, greifen daher wieder verstärkt zum modischen Halstuch. Dabei kann das Tuch, entsprechend den Vorlieben des Trägers, in verschiedener Weise geknotet und um den Hals geschlungen werden – der Fantasie, auch was die Designs betrifft, sind dabei selbstverständlich keine Grenzen gesetzt, wie nachfolgende Herren eindrucksvoll illustrieren. Formvollendete Eleganz erreicht der sommerliche Gentleman abschließend durch das Tragen eines Huts, welcher vornehmlich in Gestalt des klassischen Panama in Erscheinung tritt. Für Freizeit-Seemänner ergeben sich andere Möglichkeiten der Bedeckung des nördlichsten Körperteils.
Alter Wein in neuen Schläuchen: Pitti Peacocks
Auch wenn ihre Population seit einigen Jahren wieder zu schrumpfen scheint, sind sie doch nach wie vor (gern gesehener) Teil der großen Maskerade: die Pitti Peacocks. Ganz unbestritten gehören ihre farbenfrohen Auftritte, der Behang mit Accessoires aller Art und die Vermeidung jeglicher Zurückhaltung zur Pitti wie das Salz in der Suppe oder, um im Bilde zu bleiben, das Einstecktuch in die Brusttasche.