Auch wenn es aktuell nach wie vor nicht so aussieht: Der Jahrhundert-Sommer 2019 (der wievielte war es noch gleich?) neigt sich langsam, aber stetig dem Ende zu. Die Nächte werden wieder länger und kühler – Ihre Garderobe sollte Schritt halten.
Bei den nach wie vor vielerorts herrschenden Tagestemperaturen von 25 Grad und mehr, fällt es naturgemäß schwer, sich gedanklich bereits mit der Frage zu beschäftigen, ab wann Tweed und Kaschmir ihre sommerlichen Verwandten Leinen und Mohair ablösen sollten. Stilbewussten Zeitgenossen wird diese Frage keine Schweißperlen auf die Stirn treiben, sind sie doch in der Lage, über das Schichtenprinzip nach wie vor genügend Möglichkeiten zur Erfrischung zu finden. Herren mit weniger Expertise seien auf den meteorologischen Herbstanfang am 01.09. als ein passender Stichtag hingewiesen!
Nachfolgend haben wir Ihnen zwei Ideen vorbereitet, wie Ihnen weder „Gluthitze“ noch „Arktiskälte“ etwas anhaben werden:
Wir wollen im ewigen Streit, ob Zwei- oder Dreiteiler zu tragen sind, nicht Partei ergreifen, doch unleugbar ist die Tatsache, dass die Weste den Gesamtlook bereichert und somit gestalterischen Spielraum für Ihren individuellen Stil schafft. Grundsätzlich gibt es für Westen-Outfits zwei Ausprägungen als klassischen Dreiteiler, bestehend aus Jackett, Stoffhose und Weste gefertigt aus demselben Tuch, oder als sogenannte „odd vest“ – d.h. aus einem Oberstoff, der sich deutlich von dem des Jacketts und der Hose abhebt.
Das Outfit, in dem die Weste aus selbem Tuch getragen wird, prägt das Bild im beruflichen Umwelt – man denke nur an die blauen, grauen, anthrazitfarbenen Anzüge aus Flanell oder Fischgrat, die ihre Träger in jeder Situation gut aussehen lassen. Fügt man dem noch eine Kaschmir- oder Wollchablis-Krawatte, je nach Gusto mit entsprechendem Dessin hinzu, sind die anerkennenden Blicke der Mitmenschen beiderlei Geschlechts Programm.
Das sartoriale „odd vest“ Ensemble beschreibt eine Weste, die sich in ihrer Farbe, Textur oder Design deutlich vom übrigen Tuch des Anzugs unterscheidet. Odd vest bildet auf der Formalitätsskala den natürlichen Mittelpunkt zwischen dem klassischen Dreiteiler und dem Cardigan-Look.
Um Ihre Ausstattung mit einfachen Mitteln stark zu flexibilisieren, empfehlen wir Ihnen diesen Look für sich (neu?) zu entdecken. Bei der Musterwahl wird zunächst auf das einfachste Erfolgsrezept zurückgegriffen: Maximieren Sie die Bandbreite der Muster Ihrer Anzüge, indem Sie ganz praktisch Ihren einfarbigen, musterlosen blauen Flannelanzug z.B. durch eine graue Tweed-Weste mit Fischgrat-Muster bereichern. Natürlich eignen sich auch andere Designs und Tuche für den „Mix und Match“– nur von Gestreiftem raten wir anfänglich ab: Dieses Ensemble wird nur von ganz stilsicheren Herren geschätzt.
Alle anderen Varianten, besonders farblicher Natur, sind natürlich denkbar; ob geschmacklich geglückt, darüber beraten wir Sie gerne. Als Inspirationsquelle sei dabei auch Instagram empfohlen – hier finden Sie ganz bestimmt die Blaupause für Ihren „odd vest“ Look.
Als Übergangsmantel zwischen den Jahreszeiten ist der Trenchcoat (kurz Trench) die optimale Lösung. Als eigenständiges und sehr eigenwilliges Kleidungsstück unterliegt der Trench wie kaum eine andere Mantelform modischen Veränderungen, die ihn so zum treuen Chronisten der eigenen Stilentwicklung machen. Ob mit oder ohne Gürtel getragen, ein- oder zweireihig, mit Eingesetztem oder Raglanärmel, immer wieder tritt uns ein veränderter Trench entgegen, der sich jedoch stets selbst identifiziert und gegen andere Mäntel behauptet. Ohne ihn ist keine Garderobe komplett!
Individuelle Details in Form von Knöpfen, Futterfarben, Taschenformen, … lässt es nicht nur zu, sondern fordert Sie durch seine Wandlungsfähigkeit nahezu heraus. Nie verleugnet er jedoch seine militärische Herkunft, die sich in den (zur Disposition stehenden) Schulterklappen, den Passen, dem hochschließbaren Reverskragen und ganz besonders im wetterfesten Gabardine wiederfindet. Als ideales Tuch gegen den herbstlichen Regen und Matsch ist er pflegeleicht und robust, atmungsaktiv und wasserabweisend und steht in einer sehr breiten Farbpalette zur Verfügung, die sich der bestehenden Garderobe entweder anpasst oder sie komplementiert. Dass er kein perfekter Wärmespender ist, kann durch ein (farblich kontrastierendes Steppfutter) aufgefangen werden; das uns allen vertraute Karofutter kann, muss nicht gewünscht sein. Als Baumwollstoff ist er relativ leicht und kann deshalb in sonnigen Tagesabschnitten bequem über dem Arm getragen werden.
Wie ein guter Soldat vereint er Fitness mit formeller Korrektheit; somit ist sein Einsatzgebiet dementsprechend breit. Er dient unter der Woche als Wind- und Regenschutz über dem Businessanzug getragen, am Wochenende ist er sowohl beim Einkauf auf dem Markt, als auch beim Gassigehen im Wald präsent. Ruhig und zuverlässig absolviert er seinen Dienst und wartet auf seinen nächsten Auftrag- ein treuer Kamerad, den man sehr schnell nicht mehr missen will.