Für viele Herren verlassen wir das gewohnte Geschäftsfeld, hin zu festlichen Anlässen, wie einer Hochzeit oder Gala, und welche Aspekte sie bei der geeigneten Wahl der Accessoires hierfür beachten sollten.
Accessoires, auch die festlichen Vertreter, unterliegen gesellschaftlichem Zeitgeist und persönlichem Geschmack. Wir möchten hier von Strömungen der jeweilige Moden sprechen, die beispielhaft die Dame der Belle Epoque (um 1890) im Müßiggang ihre Hände im Muff versinken ließ. Im Kontrast dazu, dass raffgierige heute, welches das Handy wie eine Tasche über der Schulter tragen lässt und somit die Hände freisetzt. Neben ihrer praktischen- haben Accessoires auch eine schmückende Funktion. Die jeweilige Gewichtung variiert je nach Anlass und schlägt bei den Anzügen der festlichen Abendgarderobe zur schmückenden Seite hin aus. Zwar macht sie dies gegen modische Änderungen äußerst resistent, eröffnet aber dem persönlichen Geschmack einen breiten Raum. „Innerhalb der Konvention können sich viele bunte Vögel tummeln“ und dies gilt besonders für den Hochzeitsanzug.
Festlich Konventionell– und dies gilt nahezu absolut- sind Ärmel des festlichen Hemdes mit Manschettenknöpfen geschlossen, Lederschuhe sind glänzend schwarzes Plain und Hosen sitzen durch Seitenschnallen auf dem Hüftknochen, verzichten also auf Gürtel und dessen Schlaufen.
Ganzheitliche Eleganz überträgt sich sprichwörtlich von Kopf bis Fuß. Kein Herr, der ernsthaft bemüht ist, den Anlass mit der Wahl seiner Garderobe zu würdigen, verzichtet bei einer Festlichkeit oder Hochzeit auf die Bedeckung seines Halses durch einen festlichen Lang- oder Querbinder. Selbstverständlich gilt obige Regel nicht, wenn Sie explizit in der Einladung darauf hingewiesen wurden, dass das Anlegen einer Krawatte oder Schleife als Affront wahrgenommen wird. Wir können Ihren Unmut diesbezüglich nur allzu gut verstehen, allerdings sollten Sie dem Wunsch entsprechen und gegebenenfalls im Nachgang ein gutes Wort für deren Bewandtnis als festliches Accessoire anbringen.
Spricht die Einladung von einem „Kommt, wie ihr wollt“, haben Sie alle Möglichkeiten. Zerrissene Jeans und bedruckte Hemden, wie wohl nicht explizit erwähnt, sind davon trotzdem nicht abgedeckt. Selbst wenn die Trauung am Strand stattfindet, wären diese Bekleidungsstücke keine allzu gute Wahl. Gehen Sie auch in diesem Fall als stilsicherer Herr aus und wählen einen hellen, sandfarbenen Leinenanzug und einen seidenen Krawattenschal. Findet die Festlichkeit in nordischeren Regionen mit kühler Witterung statt, greifen Sie zu den Klassikern: den grauen Anzug mit weißem Hemd ergänzen Sie stimmig mit einer champagnerfarbenen oder zartrosa Krawatte aus Grenadinen-Seide. Alternativ bietet sich in diesem Setting auch die Wahl einer schwarz-weißen / silbergrauen Seidenkrawatte mit Paisley-Muster an. Fans von Blautönen empfehlen wir, im Vorfeld nach Möglichkeit nach dem Farbmotto zu fragen: obgleich der Volksmund nach wie vor steif und fest behauptet, grün und blau trüge vor allem Kasperls Frau (der Bräutigam ist sicher nicht gleichen Vornamens, noch dazu wird seine Frau vermutlich in weiß heiraten), können Sie diese Losung bewusst ignorieren. Achten Sie nur darauf, Ihren guten Geschmack nicht unbedingt in die Neon-Richtung zu expandieren. Haben Sie ein Faible für den Hellenismus, wählen Sie eine braune Shantung-Seidenkrawatte oder eine orange Ashoka-Bindung. Beide wissen mit ihrer feinen Struktur zu überzeugen.
Für die Schleifenträger unter Ihnen sind zwei Dinge essentiell: zum einen empfiehlt es sich sicherzustellen, dass Ihre Farb- und Formwahl sich in hinreichendem Maß von der des Bräutigams unterscheidet. Zum anderen sollten Sie dieses festliche Accessoire in seiner ursprünglichen Form, ungebunden ohne Klettverschluss, präsentieren, was Ihnen sicherlich Lob von anderen Gästen zuteil werden lässt. Können diese beiden Punkte von Ihnen klar und deutlich bejaht werden, ist der Rest Ihrer Fantasie überlassen – mit einer Einschränkung: wie im Business gilt auch hier, dass niemand, wirklich niemand Sie lustiger und amüsanter findet, wenn Sie zu Cartoon-Figuren, leichtbekleideten Damen oder Totenköpfen für Ihren Hals greifen.
In einer Hinsicht unterscheiden sich ein festlicher Anlass und der klassische Business-Termin kaum: bei der Wahl Ihrer Manschettenknöpfe und Uhr. Wie bereits in Teil 1 der Serie erwähnt, lässt deren Form-, Farb- und Materialgebung nicht nur Rückschlüsse auf die pekuniäre Ausstattung des Trägers zu, sondern auch, welchen Stellenwert diese Insignia insgesamt genießen. Bleiben Sie klassisch und schaffen nach Möglichkeit eine Einheit aus Manschettenknopf und Uhr. Ob diese nun im Material (Stahl, Silber, Platin) oder der Farbgebung begründet liegt, bleibt Ihnen überlassen. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, den ein oder anderen Schwank zu Ihrer Wahl zum Besten zu geben – eine Hochzeit kann ja bekanntlich lang werden und launige Tischgespräche sind die beste Gelegenheit, sich ins Gerede zu bringen. Halten Sie den Seemannsgarn allerdings aus Ihrer Rede, die Sie an die Brautleute und Gesellschaft richten, heraus – hier gilt: je kürzer, desto würziger und nicht Sie und Ihre sicher ausgezeichnete Uhrenwahl sollten Gegenstand der Ausführungen sein, sondern die reizende Anmut der Braut bzw. das elegante Understatement des Bräutigams.
Obwohl an sich schon deutlich aus der Mode gekommen, ist eine zum Anlass passend abgesteckte Kopfbedeckung Ausweis von sartorialer Finesse. Sollten Sie je zu den glücklichen Gästen einer royalen Hochzeit gehören, führt kein Weg am Zylinder vorbei. Wiewohl diese Form des Huts heutzutage absoluten Exotenstatus in bürgerlichen Hochzeiten genießt und allenfalls noch zum Karneval und im Zirkus zu bewundern ist, ist er die perfekte Ergänzung zum klassischen Frack-Look mit Stresemann-Hose und schwarzen lack Oxfords. Weil einigermaßen sicher angenommen werden kann, dass Sie nicht mehrmals im Jahr Prinzen und Prinzessinnen Ihre Aufwartung zu machen haben, raten wir zum einfachen, edlen Schwarz. Dieser passt damit zu allen Farbvarianten Ihrer Weste und ist daher die sicherste Wahl.
Gehen wir davon aus, dass die Vermählung von Braut und Bräutigam nicht mitten im Winter stattfindet, werden Sie vermutlich keine Handschuhe benötigen. Und wenn doch: graues Hirschleder mit Kaschmirfütterung passt hervorragend zu Ihrem grauen Stresemann-Look. Sollten Sie einer kleinen Spielerei zum festlichen Anlass nicht abgeneigt sein, bietet es sich an, die Farbe der Handschuhe passend zur Weste zu wählen.
Der Schal als festliches Accessoire unterscheidet sich in seiner Provenienz dabei kaum von jenem, den Sie im Business tragen: es spielt nahezu unbedeutende Rolle, ob dieser aus Seide, Wolle, Kaschmir oder Mischungen hiervon gefertigt ist. Auch auf Hochzeiten bewegen Sie sich muster- und farbtechnisch in sicheren Gefilden, wenn dieser farblich komplementär zum Rest Ihrer Garderobe ist. Greifen Sie also bei grauer Gewandung auch zu einer komplementären Tonart für den Hals – buntes überlassen Sie besser dem gästeanimierenden Clown.
Sollten Sie nicht ganz auf Farbe verzichten wollen, können wir das natürlich verstehen – ein dunkles Moosgrün ist hinreichend elegant, gleiches gilt für ein Schokoladenbraun oder Karamelltöne. Wenn Sie es sehr klassisch für die Festlichkeit mögen: Cremetöne passen hervorragend zu einem Look aus anthrazitfarbenem Anzug und weißem Hemd. Sollten Sie eher Blautönen zugeneigt sein, sind Ihre Auswahlmöglichkeiten etwas umfassender – wobei wir auch hier eher zur Zurückhaltung raten würden. Schließlich sind Sie als Gast bestenfalls schmückendes Beiwerk des Zeremoniells – die Show gehört den Eheschließenden.
Welch bessere Gelegenheit als einen festlichen Anlass bietet sich dem Kenner, der Tradition respektvoll zuzunicken und ein blütenweißes Einstecktuch zum Teil seiner Garderobe zu machen?
Jenes Tuch, welchem nachgesagt wird, es sei von seinen Trägern in grauer Vorzeit allein zum Behuf des Trocknens herzerweichend emotionaler Damentränen ausgeführt worden, dient nach wie vor als Ausweis Ihrer geschmacklichen Eloquenz. Unabhängig davon, ob Sie wirklich davon ausgehen, einer weinenden Dame zur Hilfe kommen zu müssen, bietet es sich an, die Pochette aus weißer Seide, Baumwolle oder Leinen zu wählen.
Sie haben so zum einen sichergestellt, dass das quadratische Stück Tuch, welches Sie natürlich auch kunstvoll drapieren dürfen, auf jeden Fall zu Ihrem Hemd passt und zum anderen auch kein Farbchaos vorliegt, sobald Sie den nahezu unvermeidlichen Ansteckstrauß an Ihr Revers genestelt haben. Dieser kann ja, nach Lage der Dinge, allerhand Farbtöne beinhalten und wird schon allein aufgrund seiner Größe den vorherrschenden Platz vereinnahmen. Damit der Blick anderer Gäste sich auch ab und an in Ihr Gesicht verirrt und nicht nur an der „Boutonnière“ verweilt, ist Zurückhaltung bei Ihrem Einstecktuch das Gebot der Stunde.