Der Cove Blog

Die Geheimnisse der Schurwolle

Der Blick in das Sakko Ihres Anzug führt unweigerlich auf das Etikett, welches eventuell dem Aufdruck „Super 100’s“ oder „100% Schurwolle“ versehen ist. Lernen Sie dessen Bedeutung und mögliche Rückschlüsse auf die verwendete Qualität.

Superzahl Schurwolle

Angenommen Sie wissen um die Qualität und Eigenschaften der Schurwolle, aber haben in diesem Zusammen immer wieder Begrifflichkeiten, wie „Superzahl“ oder „Gewicht auf den laufenden Meter“ gehört. Die Bedeutung dieser „geheimen“ Codewörter wollen wir entschlüsseln und in die Fachsprache unseres Metiers eintauchen. Eine kurze thematische Einführung wollen wir bei der Faser beginnen, die das Ausgangsmaterial für das Gewebe Ihres Anzugs darstellt. Schurwolle bezeichnet Wolle, die feinen Haare des Fells, die ausschließlich von lebendigen Schlafen geschorene wurde. Ein echtes nachwachsendes Naturprodukt mit seinen hieraus offensichtlichen ersten Unterschieden.

Schurwolle für unsere Tuche – Gut, Besser, Super!

Tuche, die eine Superzahl aufweisen, sind immer aus reiner Schurwolle gewebt. Reine Schurwolle darf sich nur solche Wolle nennen, die erstmalig vom lebenden Schaf gewonnen wurde. Die Zahl bezeichnet dann vereinfacht gesagt die Feinheit der vorliegenden Wolle. Sie beruft sich auf ein historisches, englisches Qualitätsbezeichnungssystem und seit 2015 gibt es eine DIN EN ISO Norm.

Die Superzahl zeigt an, bis zu welcher Garnfeinheit (bezogen auf den Faserdurchmesser) eine bestimmte Wolle theoretisch ausgesponnen werden könnte. Je höher dieser Wert ist, desto feiner ist die Wollfaser.

Genauer gesagt, dass ein Garn, welches aus Wollfasern mit einem maximalen Faserdurchmesser von 18,75 Mikometer gesponnen wurde, als “Super 100S“ bezeichnet werden darf. Die Beimischung anderer Materialien, wie Cashmere, Mohair oder Viskose, darf 5% nicht überschreiten. Mit zunehmender Zahl (zum Beispiel Super 120, Super 150) werden die Fasern immer dünner, wodurch sich auch das Garn weicher und feiner spinnen lässt. Die dünnste Faser, die bisher vom Schaf gewonnen wurde, hat übrigens einen Durchmesser von gerade mal 11,1 Mikron und stammt aus Australien. So groß (oder besser gesagt klein) wie eine Zelle im menschlichen Körper.

Irrglaube – Superzahl und Leichtigkeit des Anzugs

Es ist jedoch ein häufiger Irrglaube, dass sich hieraus Rückschlüsse auf das Gewicht des Tuches ziehen ließen. Auch feine Fasern lassen sich zu schweren Tuchen verweben. Leider müssen wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es viele Anbieter mit dem Qualitätsbezeichnungssystem nicht so genau nehmen. Es gibt keine unabhängige Prüfungsinstanz mit entsprechenden Kontrollmöglichkeiten im Markt. Somit wird eine – kaum nachweisbare – falsche Superzahl häufig zu Marketingzwecken missbraucht. Achten Sie daher immer auch auf das Renommee der Weberei, wenn Sie einem Etikettenschwindel entgehen wollen. In unseren Ateliers finden Sie die komplette Bandbreit an Superzahlen – vom businesstauglichen Super 100 bis hin zum fast schon seidigem Super 210. Beachten Sie bitte Folgendes:

Je höher die Superzahl, desto empfindlicher das Tuch.

Daher empfehlen wir für robuste Alleskönner im Geschäftsalltag oft Schurwollanzüge im Bereich von Super 100 bis zur Feinheit von Super 130.

Meister in jeder Gewichtsklasse

Die Superzahl für Schurwolle alleine birgt am Ende jedoch wenig Aussagekraft über die Einsatzfähigkeit des späteren Anzugs. Daher geben wir zusätzlich auch immer das Gewicht des Stoffes an. Stoffe mit einem Gewicht von 250g pro laufendem Meter und weniger sind hervorragend für die warmen Jahreszeiten geeignet. Im Bereich von 250g bis 300g pro Meter bewegen sich die Stoffe, die getrost das ganze Jahr über eingesetzt werden können. Gerade in Zeiten von klimatisierten Büros und Autos ist diese Gewichtsklasse zu unserem Bestseller avanciert. Sollten Sie – gerade in der kalten Jahreszeit – öfter mal in zugigen Parkhäusern unterwegs sein oder längeren Aufenthalten an ungemütlichen ICE-Umsteigebahnhöfe á la Montabaur ausgesetzt sein, dann empfehlen wir die wärmenden Tuchqualitäten ab 300g pro Meter aufwärts.

Eine weitere Vokabel aus einer anderen Geheimsprache ist übrigens ‚cove‘. Der Name unseres Unternehmens stammt aus dem Münsteraner Dialekt Masematte, wird ‚kowe‘ ausgesprochen und bedeutet schlicht ‚Kleidung‘.
Unsere versierten Maßschneider vor Ort teilen gerne weitere Geheimnisse des Schneiderhandwerks mit Ihnen. Sie werden sehen: es lohnt sich!