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Tweed – die Quintessenz britischen Stils

Kaum ein anderes Tuch fasziniert die Männerwelt so nachhaltig wie die Stoffe aus dem Norden Großbritanniens. Erfahren Sie mehr über Geschichte und Tradition des berühmten Stoffes.

Harris Tweed fuer Jacket | Sakko

 

Tweed und seine Ursprünge

Der Inbegriff des britischen Countrystyles und des dazugehörigen Lebensgefühls lässt sich mit dem Wort Tweed sehr gut umschreiben. Standfest, warm, manchmal etwas kratzig, aber immer ein treuer Begleiter, ist ein Tweedsakko aus der klassischen Herrengarderobe nicht mehr wegzudenken. Sicherlich auch, weil es durch unzählige Variationen und Möglichkeiten der Individualität einen ganz besonderen Stellenwert einräumt. Ganz so wie manch einer sich unter Umständen einen klassischen Schotten oder Nordengländer vorstellt, ist ein Sakko, Anzug oder Mantel aus Tweed am Anfang vielleicht etwas schroff oder störrisch, aber entwickelt mit der Zeit eine wollige, weiche Haptik.

Das ist zum Teil der klassischen Diagonalstruktur geschuldet, die dem Stoff auch Ihren Namen gegeben hat. Dieser diagonal verlaufene Grat, auch Twill genannt, wurde im England des 19. Jahrhunderts als ‚Tweel‘ bezeichnet. Verballhornt wird daraus der uns heute bekannte Begriff ‚Tweed‘. Der englisch-schottische Grenzfluss gleichen Namens hat mit der Bezeichnung des Tuches also nichts zu tun.

Jahrhundertealte Traditionen neu interpretiert

Was sich seit damals nicht geändert hat, ist die traditionelle Herstellung des edlen Tuchs. Gerade der wohl bekannteste Tweed – von der Hebrideninsel Harris – wird seit über 100 Jahren per Hand gesponnen und von dort aus auf der ganzen Welt geschätzt. Den originalen Harris-Tweed erkennen Sie auch heute noch am charakteristischen Emblem mit Reichsapfel. Eine Besonderheit bei der Herstellung von Harris Tweed ist unter anderem, dass nicht – wie sonst üblich – das Garn, sondern bereits das Wollvlies gefärbt wird. Mit ca. 30 Grundfarben kann man so beim Verspinnen der Wolle ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Farbschattierungen erzeugen. Auf den alten Hattersley-Webstühlen werden dann die verschiedensten Checks, Plains, Herringbones und Houndstooth-Dessins gewebt.

Mittlerweile gibt es Tweeds in zahllosen Qualitäten, die alle verhältnismäßig grob gewebt wurden, sind und ein gewisses Gewicht aufweisen. Das macht Tweeds zum perfekten Begleiter für die Entenjagd oder eine Landpartie durch die Highlands. Dass sich dieser Stoff und seine zugehörigen Musterungen mittlerweile weltweit solcher Beliebtheit erfreuen, ist dem viktorianischen Zeitalter zu verdanken. Im 19. Jahrhundert kam der raue Norden der britischen Insel stark in Mode bei der Londoner High Society. Jeder, der dazugehören wollte, legte sich einen Land- oder Jagdsitz in Schottland zu. Ähnlich wie die schottischen Tartans, aus denen sich Muster wie der Glencheck entwickelte, hatte jeder Gutsbesitzer seinen eigenen Tweed, der dann mit der Zeit zum Erkennungszeichen des jeweiligen Anwesens wurde. Einer der berühmtesten Tweeds – auch noch heutzutage – ist der Balmoral Tweed, der Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem gleichnamigen Schloss für die Bediensteten entworfen wurde und seitdem den Weg in die Kleiderschränke anglophiler Herren und Damen gefunden hat.

Andere Küste – hochwertiger Tweed

Aber nicht nur in Schottland finden wir diese erlesenen Früchte des Webstuhls. Ein kurzer Trip über den Nordkanal und wir befinden uns im irischen County Donegal, dessen Name mittlerweile Pate für eine ganz bestimmte Art von Tweeds steht. Wie der Harris Tweed ist der Donegal Tweed zum einen eine Herkunftsangabe, die garantiert, dass das vorliegende Tuch zu 100% aus der gleichnamigen Grafschaft stammt. Zum anderen steht der Name für ein ganz besonderes Dessin: ein unifarbenes, schweres Tuch mit bunt versprenkelten Farbtupfern, die den gewollt unruhigen Charakter des Tuchs unterstreichen. Als Färbemittel werden hierbei die unterschiedlichsten Erzeugnisse der irischen Wälder genutzt. Egal ob Moos, Ginster oder Brombeeren; die farbigen Akzente ziehen sich wie ein sprichwörtlicher und zum Teil auch buchstäblicher roter Faden durch die Tuche.